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Heidi Rößing erhält Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
Für ihr jahrzehntelanges, herausragendes ehrenamtliches Engagement ist Heidi Rößing aus Niederaula mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Landrat Torsten Warnecke überreichte die hohe Auszeichnung im Namen des Bundespräsidenten bei einer Feierstunde im Gemeindesaal in Niederaula.
Heidi Rößing, die in diesem Jahr 89 Jahre alt geworden ist, hat sich in außergewöhnlicher Weise um ihre Heimatgemeinde Niederaula und den gesellschaftlichen Zusammenhalt verdient gemacht. Besonders hervorzuheben ist ihr jahrzehntelanger Einsatz für die Erinnerungsarbeit zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Niederaula. Seit den 1980er Jahren engagiert sie sich unermüdlich in der Erforschung, Dokumentation und Vermittlung dieses wichtigen Kapitels der Ortsgeschichte.
In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Pro Ökumene und Pfarrer Karl-Werner Brauer hat Frau Rößing historische Quellen erschlossen, Kontakte zu Überlebenden und Nachfahren jüdischer Familien weltweit gepflegt und durch ihre Recherchen die Grundlage für zahlreiche Projekte geschaffen – darunter die Ausstellung „Juden in Niederaula“ (1988), die Gedenkfeier auf dem jüdischen Friedhof (1994) sowie die Chronik der Marktgemeinde Niederaula zum 1225-jährigen Ortsjubiläum (2004), in der sie auf fast 30 Seiten die Geschichte von Bürgerinnen und Bürgern jüdischen Glaubens aufarbeitete.
Auch die Ausstellung über Marga Levi, ein in der NS-Zeit ermordetes jüdisches Mädchen aus Niederaula, sowie die Wiederherstellung des Mahnmals für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Niederaulaer Friedhof gehen maßgeblich auf ihr Engagement zurück. Als Mitglied des Arbeitskreises „Stolpersteine Niederaula“ trug sie entscheidend dazu bei, dass 2022 die ersten 13 Stolpersteine verlegt werden konnten – mit den von ihr sorgfältig recherchierten biografischen Daten der Opfer.
Neben ihrer Erinnerungsarbeit engagiert sich Heidi Rößing seit über 40 Jahren im Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde Niederaula, in dem sie auch als Protokollantin tätig war. Für ihr 50-jähriges aktives Singen im Kirchenchor wurde sie 2022 geehrt. Auch bei ökumenischen Projekten wie dem Ökumenischen Bastelkreis bringt sie sich seit vielen Jahren ein.
Landrat Torsten Warnecke würdigte bei der Verleihung das Lebenswerk von Heidi Rößing:
„Mit beeindruckender Beharrlichkeit hat Heidi Rößing dafür gesorgt, dass die Erinnerung an unsere Geschichte lebendig bleibt. Sie steht für ein außergewöhnliches Beispiel bürgerschaftlichen Engagements und für die Verantwortung, die wir alle für Demokratie und Menschlichkeit tragen. Ihr Engagement zeigt, wie wichtig es ist, die Vergangenheit nicht zu verdrängen, sondern sie wachzuhalten – als Fundament menschlichen Seins, Mahnung und als Auftrag für die Zukunft. Dank Menschen wie Frau Rößing bleiben die Geschichten derer, die verfolgt und entrechtet wurden, im Bewusstsein unserer Gesellschaft verankert.“
Mit der Verleihung des Verdienstordens am Bande wird das langjährige, unermüdliche und beispielgebende Wirken von Heidi Rößing für das Gemeinwohl gewürdigt.