
Migration
Gemeinsame Veranstaltung zwischen vier Nachbar-Landkreisen in Hessen und Thüringen
„Ich bin nicht nur Flüchtling – ich bin auch Mutter, Nachbarin, Kollegin. Hier ist auch meine Heimat“, sagt Iryna Bielozorova, die mit ihren drei Kindern aus der Ukraine geflohen war und jetzt im Wartburgkreis nicht nur ihr neues Zuhause, sondern eine neue Heimat, gefunden hat. Ihr Wunsch: „Ich möchte dazugehören.“
Über Irynas und die Geschichten von drei weiteren Bürgern mit Migrationsgeschichte kamen die Gäste der Veranstaltung „Vier Regionen, Viele Stimmen!“ ins Gespräch. Dazu eingeladen hatten die Integrationsmanager des Wartburgkreises sowie die Koordinierenden des Landesprogrammes WIR aus dem Werra-Meißner-Kreis und den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Fulda. Die Anneliese-Deschauer-Galerie in Geisa bot den passenden Rahmen dazu. Matthias Feuerstein führte mit seiner empathischen und souveränen Moderation des Podiumsgesprächs gelungen durch den Abend.
Im Podiumsgespräch berichteten vier Menschen mit Migrationsgeschichte die heute in den vier Landkreisen leben, von ihren persönlichen Erfahrungen, von ihrem Ankommen und wie sie aufgenommen wurden, vom Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen. Auch darüber, dass Ankommen und Aufnehmen mit Offenheit auf beiden Seiten verbunden ist. Teile der Ausstellungen „Gesichter und Geschichten – Vielfältige Zuwanderung im Wartburgkreis“ sowie „WeRemember“ aus dem Werra-Meißner-Kreis beleuchteten das Thema Flucht und Migration aus verschiedenen Perspektiven.

Geisa sei ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen mit Migrationshintergrund ganz selbstverständlich zur Stadt gehören, sagte Bürgermeisterin Manuela Henkel: “Wir sind stolz auf die Vielfalt in unseren Regionen und sehen sie als Stärke.“
„Die Vielfalt in unserem Landkreis ist von großer Bedeutung in der Gegenwart, aber vor allem wichtig für die Zukunft. Es ist elementar, dass wir alles versuchen für ein besseres Miteinander zu sorgen. Nur durch einen engen Austausch kann die Integration gelingen“, erklärte der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises Hersfeld-Rotenburg Dirk Noll.
Der Sozialdezernent nutzte auch die Möglichkeit zum Austausch mit dem Landrat des Wartburgkreises, Dr. Michael Brodführer und dem Ersten Kreisbeigeordneten des Werra-Meißner-Kreises, Friedel Lenze.
Die Veranstaltung war nicht nur eine Gelegenheit zum Kennenlernen ganz unterschiedlicher Akteurinnen und Akteure, sondern auch ein wichtiges Zeichen für eine sichtbare Willkommenskultur und gleichberechtigte Teilhabe in Hessen und Thüringen. „Durch das gegenseitige Verständnis und den stetigen Dialog auch über die Landesgrenzen hinaus können wertvolle Synergien geschaffen werden, die nachhaltig Verbesserungen für alle Beteiligten schaffen“, bilanzierten die Koordinierenden des WIR-Landesprogramms in der Kreisverwaltung, Dunja Elisabeth el Mawla und Michael Lingner.
Es waren die eindrucksvollen Schilderungen von vier ganz persönlichen Lebenswegen, die den Abend so besonders machten. Und es waren Sätze wie: „Es ist wunderbar, wenn man jeden Tag etwas zu essen hat und ein Dach über dem Kopf.“ – „Hier habe ich wieder Spaß am Leben gefunden und der Wald ist wie ein Arzt für mich.“ – „Wir haben so viele Möglichkeiten bekommen. Deshalb ist es mir wichtig, immer da zu helfen, wo ich helfen kann.“ Oder aber Salamatou Zippel aus dem Werra-Meißner-Kreis, die aus dem Niger stammt, und sich eine Gesellschaft wünscht, „in der man nicht immer nach der Hautfarbe fragt.“ Und Akila Patman aus Afghanistan, die im Landkreis Hersfeld-Rotenburg lebt, brachte es mit ihren Worten auf den Punkt: „Ich bin Deutsche, ohne: ABER!“
Trotz individueller Geschichten. Alle hatten beim Ankommen die gleichen Herausforderungen zu bewältigen: Sprachbarrieren, Bürokratie, Einsamkeit – aber auch Hoffnung, Engagement und der Wille, sich einzubringen. Das Podiumsgespräch eröffnete einen ehrlichen, emotionalen und zugleich konstruktiven Austausch über Chancen und Hürden bei der Integration in dem ländlichen Raum. Saidolim Oromzod, geboren in Tadschikistan, lebt heute im Landkreis Fulda. Er fasste es treffend zusammen:
„Die Menschen mit Migrationshintergrund sind so vielfältig wie ihre Wege nach Deutschland. Aber hier haben wir unsere gemeinsame Heimat und sind eine Gesellschaft.“
Bei Fragen zu den Netzwerken, einer möglichen Mitarbeit in den Arbeitsgruppen oder in Netzwerken sowie bei weiteren Anregungen können Sie sich an die Koordinierenden des WIR-Landesprogramms Dunja Elisabeth el Mawla (d.elmawla@hef-rof.de / 06621 87-4313) und Michael Lingner (m.lingner@hef-rof.de / 06621 87-4309) wenden.