
Arbeit & Soziales
Projekt A³ im Kreis endet nach erfolgreichen Jahren
Im Rotenburger Jugendhof hat sich nach rund sieben Jahren in der vergangenen Woche ein Kreis geschlossen: Das Kommunale Jobcenter des Landkreises Hersfeld-Rotenburg hat zur Abschlussveranstaltung des Verbundprojekts „A³ Auszeit – Aktiv –Arbeit“ eingeladen. Das Projekt, das in den vergangenen Jahren große Erfolge erzielte, muss aufgrund auslaufender Förderung beendet werden. A³ wurde vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bundesprogramm „Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro“ gefördert.
„Das Projekt A³ hat einen anderen Ansatz gewählt: bewusst, freiwillig und individuell. Das war mutig, hat sich aber schlussendlich gelohnt. In diesem Modellprojekt wurde stets auf Augenhöhe gearbeitet und meiner Meinung nach ist das auch das Erfolgsrezept“, so Erster Kreisbeigeordneter und Sozialdezernent Dirk Noll: „Mein Dank richtet sich an alle, die ihren Anteil am Erfolg des Projekts getragen haben. Vor allem den Social Coaches, die für die Teilnehmenden unter anderem Wegbegleiter und Mutmacher waren.“
Verbundprojekt mit Nachbarlandkreisen
Gemeinsam mit dem Landkreis Fulda und dem Vogelsbergkreis hat der Landkreis Hersfeld-Rotenburg das Verbundprojekt „A³ Auszeit – Aktiv –Arbeit“ eingeführt. Das Projekt, das nach längerer Entwicklungsphase im September 2020 an den Start gegangen ist, hat SGB II-Empfängerinnen und SGB II-Empfängern dabei geholfen, wieder Kontrolle über ihr Leben zu übernehmen und die Rückkehr ins Erwerbsleben zu meistern. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg waren die Zielgruppe psychisch Beeinträchtigte, im Landkreis Fulda Alleinerziehende und im Vogelsbergkreis Menschen, die an Herz- und Kreislauferkrankungen leiden.
Das Projekt hat sich für die Teilnehmenden in drei Phasen unterteilt. In der Auszeit war es das Ziel, den Teilnehmenden eine Alternative zu ihrem Alltag aufzuzeigen. In der zweiten Phase „Aktiv“ wurden in Einzelcoachings individuelle Ziele erarbeitet. Die abschließende Phase „Arbeit“ hat den Teilnehmenden geholfen, ihre Ziele praktisch umzusetzen. Vor allem mit dem Fernziel, die Teilnehmenden wieder auf den Arbeitsmarkt zu bringen. Während die ersten beiden Phasen acht und sechs Wochen gelaufen sind, konnte die dritte Phase bis zu 20 Monate umfassen.
Tina Erdmann ist eine der Teilnehmenden, die das Projekt erfolgreich durchlaufen hat. Sie berichtet, dass sie erst durch eine Freundin auf das Projekt aufmerksam geworden sei. „Sonst wäre ich vermutlich gar nicht hingegangen“, so Erdmann. Die Entscheidung es dann doch zu tun, sei für sie und ihr Leben enorm wichtig gewesen: „Ohne das Projekt und die Social Coaches hätte ich meinen Weg nicht so gehen können, wie ich es jetzt getan habe. Ich bin allen Beteiligten dankbar dafür, dass sie es ins Leben gerufen haben.“ Ein entscheidender Faktor für das Vertrauen, das sie schnell gefasst habe, sind die anderen Teilnehmenden: „Schnell habe ich gemerkt, dass ich mit meinen Problemen nicht alleine bin. Vielen geht es ähnlich. Das hat uns allen geholfen, die Herausforderungen anzugehen“, erklärt Erdmann. Ein Schlüsselmoment ist für Erdmann der Besuch eines Bauernhofs in der Phase „Auszeit“ gewesen. Die Begegnung mit einem Pferd beschreibt sie als „Liebe auf den ersten Blick“. Mittlerweile schaut sie gerne auf diesen Moment zurück. Denn er trägt einen großen Anteil daran, dass sie das Projekt erfolgreich abschließen konnte. „Es gibt viele Leute, die diese Art von Hilfe gebrauchen können. Daher ist es sehr schade, dass es nicht weitergeführt werden kann.“
Michael Blüm, A³-Projektleiter im Landkreis verglich in seinem Grußwort die Teilnahme am Projekt mit dem Überqueren einer Brücke: „Über Brücken zu gehen braucht Mut, der Erfolg misst sich nicht daran, ob man es ohne stolpern auf die andere Seite schafft, sondern daran, dass man es probiert. So ist es auch beim Projekt gewesen. Die Teilnehmenden haben Vertrauen gefasst zum Projekt, zu den Social Coaches und zu sich selbst. Durch die verschiedenen Etappen, wurde die Brücke stabilisiert und der Weg auf die andere Seite wurde leichter.“ An die Teilnehmenden gerichtet ergänzte er: „Ich habe den Wunsch, dass Sie den Weg auch nach Ende des Projekts weitergehen und sich an dem bedienen, was Sie in den vergangenen Monaten und Jahren gelernt haben.“
René Bieber, Leiter des Fachbereichs Arbeit und Migration in der Kreisverwaltung, hatte das Projekt vor sieben Jahren gemeinsam mit seinen Kolleginnen Martina Baumert, Lonie Manns und seinem Kollegen Markus Brehm entwickelt. Er blickte zurück auf die Anfangszeit, die geprägt war von aufwendigen und zeitintensiven Vorbereitungen sowie unzähligen zu bearbeitenden Dokumenten: „Die Entwicklungsphase hat uns einiges abverlangt, aber die Arbeit hat sich ausgezahlt. Wir haben mit unserem Konzept die Bundesförderung erhalten. Die vergangenen Jahre haben sich vor allem durch eine tolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren Verbundpartnern aus dem Vogelsbergkreis und dem Landkreis Fulda ausgezeichnet. Aber auch weitere Partner, wie das Fallmanagement im Jobcenter, der Jugendhof, der Sozialpsychiatrische Dienst und die Volkshochschule hatten entscheidenden Anteil am Erfolg des Projekts, das für uns alle eine Herzensangelegenheit ist.“
Langfristige Übernahme in Regelstrukturen
„Vertrauen, Danke, Aufgefangen“: Mit diesen Worten haben drei Teilnehmende bei der Abschlussveranstaltung ihre Erfahrungen mit dem Projekt A³ beschrieben. Diese und viele weitere positive Rückmeldungen von Teilnehmenden zeigen, wie das Projekt gewirkt hat und, wie positiv es sich ausgewirkt hat.
Da die Förderung für A³ jetzt ausgelaufen ist, kann das Projekt nicht mehr in der bestehenden Form fortgeführt werden. „Wir haben trotzdem das Ziel, möglichst viele der Aspekte aus dem Projekt mit in die Regelstrukturen des Kommunalen Jobcenters zu integrieren“, erklärt Dirk Noll.